Wenn Banknoten sprechen könnten,

würden die abwegigsten Geschichten zu Macht und Geld, Not und Armut, Korruption und Steuerbetrug kundig werden. Leider können sie es nicht. Die schleichende Geldentwertung scheint in unserer Volkswirtschaft Normalität geworden zu sein. Der Leidtragende ist der kleine Sparer. 2013 liegt der Sparzins für Spareinlagen z. B. bei ca. 1%, die Geldentwertung im gleichen Jahr beträgt 1,7 %. Zieht man von dem Zinsertrag noch die Kapitalertragssteuer ab, ergibt sich ein Negativzinssatz von ca. minus 1%. Am Ende des Jahres sind z. B. € 10.000,- nur noch € 9.900,- wert. Es stellt sich die Frage, wo sind die € 100,- geblieben? Die Antwort ist vielschichtig und in der jeweiligen Politik, dem Bankwesen, der Wirtschaft und Mentalität der Menschen einer Volkswirtschaft zu suchen.

Es scheint deshalb reizvoll, sein Geld effektiver im Ausland arbeiten zu lassen. Man schafft es auf eine Steueroase oder in die Schweiz: Der Schweizer Franken hat zwischen 2003 und 2013 gegenüber dem Euro ca. 20% zugelegt. Unter Berücksichtigung von Zinseszinsen führt dies zu einem Wertzuwachs von 1,84 % pro Jahr gegenüber dem Euro. Würde man z.B. 2003 auf einer Schweizer Bank € 1.000.000,- eingezahlt haben, würden diese 2013 ohne zusätzliche Zinserträge einen Wert von € 1.200.000,- besitzen, was gleichbedeutend wäre, das Geld in einem Safe aufbewahrt zu haben. Bei einer zusätzlichen, langfristigen Verzinsung von nur 2 % bzw. 3 % pro Jahr würden sich 2013 € 1.457.628,31  bzw.   € 1.604.242,89 angehäuft haben. Im Durchschnitt würden über 10 Jahre jeden Monat Erträge von € 3.813,57 bzw. € 5.035,36 anfallen, die natürlich versteuert werden müssen.

Der Bank- und Börsencomputer macht es möglich: Millionenbeträge werden in Millisekunden um die Welt transportiert. Unübersichtlich sind die Verflechtungen von Firmennetzwerken in Verbindung mit Steueroasen. Die Überwindung dieser Strukturen ist nur länderübergreifend durch die Politik und die Gesetzgebung zu regeln.

Ein Staat sollte nicht mehr Geld ausgeben als er über Steuern einnehmen kann. Dabei ist zu beachten, dass hohe Steuern die Konjunktur hemmen, zu geringeren Investitionen und letztlich zur Gefährdung von Arbeitsplätzen führen können, da z. B. die globale Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt wird. Banken dürfen nicht mit dem Geld des kleinen Sparers spekulieren. Kredite müssen mit Investitionen verknüpft sein, die zu hohen Wertschöpfungen führen. Gegen diese Regeln wird in vielen Volkswirtschaften verstoßen. In den defizitären Staaten bremst der politische und monetäre Sumpf notwendige Strukturreformen.

Je nach politischem Lager werden höhere Steuern für größere Einkommen gefordert. Die Bemessungsgrenze und die Höhe der Einkommenssteuer werden nach nicht nachvollziehbaren Kriterien festgelegt. Warum eigentlich? Es fehlt die Transparenz. Andererseits sind Mitarbeiter der mittleren und gehobenen Managerebene noch nicht gläsern genug. Es könnte sein, dass aufgrund der globalen Vernetzung der Unternehmen diese Manager Einkünfte von mehr als einem Unternehmen beziehen. Man muss sich erst wieder Hackern bedienen, um die gesamten Einkünfte aufzudecken.

Früher waren Edelmetallmünzen (Gold-, Silber und Kupfermünzen) reale Tauschmittel mit Dauerwert. Wurde keine Staatsverschuldung zugelassen, konnte das Münzgeld uneingeschränkt in Gold oder andere wertbeständige Güter getauscht werden. Der Staat besaß und besitzt auch heute noch in den meisten Ländern die Münzhoheit.

Da nicht jeder in der Vergangenheit sein verzinsbares Geld zur Wertsicherung in Gold umtauschte, genügten den Staatsbanken geringe Goldmengen zur Deckung der x-mal größer in Umlauf gebrachten Geldscheinmengen. Real Geld wurde zum Nominalgeld. Je größer die Staatsverschuldung oder je korrupter die Staatsführung, umso mehr wurde wertloses Papiergeld gedruckt.

Im letzten halben Jahrhundert wurde der Dollar in der Weltwirtschaft zur Leitwährung. Wichtige Rohstoffe werden auf Basis des Dollars bewertet und gehandelt. Um den Dollarbedarf einzelner Länder für deren Wirtschaft decken zu können, wurde von den USA der Dollar gegen Rohstoffe, bestimmte Wirtschaftsgüter oder Gold eingetauscht. Insbesondere im 2. Weltkrieg wurden Rüstungsgüter der USA nur im Gegenwert Gold verkauft. Gold ist aber im Laufe der Zeit ein knappes Wirtschaftsgut geworden. 1971 hob US-Präsident Nixon die Einlöse Pflicht des Dollars gegen Gold auf. Die in den Umlauf gebrachten Papier-Dollars waren scheinbar nicht mehr ausreichend durch Gold zu decken. Damit wurde der Dollar ohne Staatshaftung eine legalisierte, private Währung der Federal-Reserve-Bank (FEB) der USA. Eine durch nichts gedeckte Währung kann zwar als amtliches Tauschmittel akzeptiert werden, die Wertbewahrung ist damit nicht gleichzeitig sichergestellt und beruht nur auf dem Vertrauen des Geldbesitzers bzw. Geldverleihers.

Die Deutsche Bundesbank war in ihren Entscheidungen staatsunabhängig und nach dem Grundgesetz der Werterhaltung des Geldes verpflichtet. Inflationärer, politischer Missbrauch war wie in den Staaten Italien, Spanien, Frankreich, etc. nicht möglich gewesen. Dadurch war die D-Mark eine weitgehend stabile Währung.

Mittlerweile umfasst das Dollarvolumen ca. 75 % aller Währungen in der Welt. Die US-Finanzwelt hat damit Wirtschaftsgüter und Immobilien dem Markt zugeführt, die nicht benötigt bzw. bezahlt werden können.

Jede Geldmengenvermehrung ohne realen volkswirtschaftlichen Zuwachs muss zu einer Inflation bzw. Geldentwertung führen. Der Euro kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen, da er zu stark mit dem Dollar verflochten ist (Bankenkrise).

Die Spekulationen an der Börse mit fiktiven (nicht existierenden) Produkten nehmen den Charakter des Zockens im Casino an. Das erzockte Geld dient nur der persönlichen Bereicherung. Die Gewinne basieren in den seltensten Fällen auf realen Wertschöpfungen der Unternehmen, wie letztlich den Geschäftsbilanzen zu entnehmen ist. Schlechtes Management und falsche Produkte mindern außerdem die Erlöse.

Die Märkte brechen zusammen, eine Wirtschaftskrise wird unausweichlich. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind vorprogrammiert. Nur eine kleine skrupellose Clique hat mit ihrer Gier nach dem schnellen Geld gewonnen.



Copyright © : Dr. Günter R. Langecker

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Stand: Mai 2013