In dem Selbstbildnis mit Muse von Otto Dix steht aus der griechischen Mythologie eine Göttin der Künste und Wissenschaften im Blickfang. Der mit einem blauen, durchsichtigen Schleier eingehüllte, erotische und üppige Körper befindet sich in einem Windstrom. Die gelockten, dunkelbraunen Haare und der Schleier wirbeln im Wind. Erst der zweite Blick wird auf den Künstler selbst geleitet. Welche Geste vermittelt die erhobene Hand der Kunstgöttin, soll der Maler in seinem klerikal anmutenden, farbverschmierten Kittel auf Distanz gehalten werden? Der gegenseitige Blick vermittelt ein Spannungsfeld, während der Maler in selbstbewusster Ruhe den feinen Pinsel auf dem transparenten Schleier der griechischen Göttin führt. Es ist ein künstlerisches Szenario, eine sinnliche Metamorphose, die den Anschein der Wirklichkeit erweckt. Ein geniales, meisterliches Werk in einer perfekten dreidimensionalen Wahrnehmung.
Otto Dix, Selbstbildnis mit Muse, Öl auf Leinwand, 81,5 x 94 cm, 1924.
Osthaus Museum Hagen (eigene digitale Aufnahme und eigener Text).
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